Fränkische-Schweiz-Verein Ortsgruppe Ebermannstadt

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100 Jahre Ortsgruppe Ebermannstadt

Einige Schlaglichter aus ihrer Geschichte

Eine lückenlose Darstellung der Geschichte der OG der vergangenen 100 Jahre ist auf Grund der mangelnden oder fehlenden Quellenlage nicht möglich. Vereinsprotokolle stehen kontinuierlich erst seit 1982 zur Verfügung, für die Zeit davor muss man sich mit Zufallsfunden an den verschiedensten Stellen (Stadtarchiv Ebermannstadt, Staatsarchiv Bamberg, Wiesentbote = Zeitung der Fränk. Schweiz (1898-1933 und 1949), verschiedene andere Tageszeitungen, Zeitzeugen u. a.) begnügen, die jedoch die gewünschte Lückenlosigkeit nicht leisten können.

In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts rückten die durch die Industrialisierung bedingten, oft sehr erbärmlichen, ja z. T. menschenunwürdigen Wohn-, Arbeits- und allgemeinen Lebensverhältnisse in den rasch wachsenden Städten mit einer ebenso rasch wachsenden Bevölkerung in den Gesichtskreis gebildeter und sozial eingestellter Mitbürger. Sie erkannten die dringend notwendige Aufgabe, diese Menschen mit ihren minimalen Verdienstmöglichkeiten aus den täglichen Plackereien herauszuholen und ihnen den Aufenthalt in frischer Luft, in intakter Natur zu ermöglichen Die überall für die Erschließung des flachen Landes gebauten Lokalbahnen konnten diese Wünsche nun auf relativ unproblematische Weise erfüllen. So entstanden in dieser Jahrhunderthälfte überall in Deutschland die großen Wandervereine. Ein paar Beispiele: 1864 bereits der Schwarzwaldverein, vier Jahre später 1868 der Taunusklub, 1876 der Rhönklub und der Frankenwaldverein, 1878 der Erzgebirgsverein, 1886 der Harzklub, 1888 der Eifel- und – unser Nachbar – der Fichtelgebirgsverein.

In der Fränkischen Schweiz, etwas weiter entfernt von dem damals aufstrebenden Industriezentrum Nürnberg/Fürth und dem mit Manufakturen dicht überzogenen Nordostoberfranken und erst 1891 durch den Bahnbau bis Ebermannstadt punktuell erschlossen (Hollfeld 1904, Scheßlitz 1908), dauerte es bis an den Beginn des 20. Jahrhunderts, bis sich auch hier in erster Linie bei den durch ihre Bildung Erfahrenen das Bedürfnis regte, wie es dann in den Gründungsstatuten des FSV heißt:

den Fremden den Besuch der reizenden Fränkischen Schweiz zu erleichtern, den einheimischen Naturfreunden den Aufenthalt zu verschönern und der ansässigen Bevölkerung die Vorteile eines verstärkten und besser geregelten Verkehrs zu verschaffen

Es waren ein Pfarrer, Johannes Tremel aus Volsbach im Ahorngrund, gebürtig aus dem Steigerwald, und ein Arzt, Dr. August Deppisch aus Pottenstein, aus dem unterfränkischen Arnstein kommend, die 1901 die Zeit für gekommen sahen, auch in unserer, vom Erscheinungsbild noch um die Jahrhundertwende her so ganz andersartigen, ja einmaligen Landschaft in Deutschland einen regionalen Verein nach dem Vorbild der oben genannten zu gründen. Ein solcher Gebietsverein kann aber nur etwas bewirken, die gesteckten Ziele verwirklichen, wenn im Lande möglichst flächendeckend Zweigvereine, sog. Obmannschaften ins Leben gerufen werden, die vor Ort die vorgegebenen Ziele und Aufgaben realisieren. So gründeten sich 1902, also ein Jahr nach dem Hauptverein, bereits in Pegnitz, Bronn und Gößweinstein, ein Jahr später in Wannbach, Muggendorf, Streitberg und im Ahorntal solche Obmannschaften, i. d. R. initiiert von Vertretern der über das Land, wenn auch sehr locker verteilten Bildungsträgern wie Pfarrern, Ärzten, Lehrern, und in den Mittelpunktsorten von Verwaltungsbeamten unterschiedlicher Dienstgrade. Die einheimische Bevölkerung stand diesen Aktivitäten eher abstinent oder zumindest skeptisch gegenüber.

Auch in der Ackerbürgerstadt Ebermannstadt mit Sitz eines Bezirksamtes, eines Amtsgerichts sowie eines Rentamtes schienen die Voraussetzungen günstig, dass der Fränkische-Schweiz-Verein auch hier Fuß fassen könnte. Unermüdlicher Förderer und Motor für dieses Vorhaben war der Chef des Bezirksamtes, der königliche Oberregierungsrat und Bezirksoberamtmann (heute Landrat) Karl Stucky. Er sah es als seine Verpflichtung an, dass in seiner Bezirkstadt eine FSV-Obmannschaft gegründet wird. Stucky war seit 1898 Bezirksamtmann in Ebermannstadt und blieb dies bis zu seiner Pensionierung am 27. August 1924. Er hat sehr viel für die Landschaft getan, sich über Gebühr für die Aufgaben des Fränkische-Schweiz-Vereins eingesetzt und fehlte über alle Jahre hinweg fast bei keiner Generalversammlung des Hauptvereins. Fast im Ohr, möchte man sagen, hat man seine Dankesworte am Schluss jeder Generalversammlung. Die Ortsgruppe Streitberg hat ihm 1923 ein kleines Denkmal gesetzt, die sog. Stucky-Ruhe an der Bergstraße rechter Hand nach Oberfellendorf. Stucky hat nach seiner Pensionierung und der Verlegung seines Alterssitzes nach Bamberg dort die Leitung der sehr rührigen Ortsgruppe bis 1934, dem Jahr der allgemeinen Vereinsauflösungen bzw. Vereinsumstrukturierungen, übernommen. Er legte sein Amt jedoch 1934 aus Altergründen nieder. Zwischen den Zeilen kann man dies auch anders lesen.

Ein provisorisches Comité lud nun für den 31. Mai 1902 „behufs Bildung einer Obmannschaft für Ebermannstadt und Breitenbach des Fränkischen Schweizvereins“ um 8 Uhr abends in den Rathaussaal, das war das alte Rathaus, heute Hauptstraße 37, ein. Dieser Aufruf ist in einer Annonce im Wiesentboten, der zu dieser Zeit fast einzigen Vereinsquelle unter diesem Datum abgedruckt. Geht man dieser Initiative nicht weiter auf den Grund, könnte man davon ausgehen, dass die Obmannschaft bereits 1902 gegründet worden sei, was auch bislang einige mit der Geschichte des FSV Vertraute annahmen. Denn so steht es auch auf Seite 40 in der offiziellen Vereinschronik, verfasst von Lilly Schottky, erschienen 1989. Sie hatte allerdings keinen Zugang zum Wiesentboten und stützt ihre Ausführungen für die Anfänge und Frühzeit des Vereins auf die von Karl Enßner, dem langjährigen Geschäftsführer des Hauptvereins, zum 25-jährigen Bestehen des Vereins im Jahre 1926 verfasste kurze Vereinsgeschichte.

Blättert man aber in der seit 1898 erscheinenden Regionalzeitung für die Fränkische Schweiz, den oben genannten Wiesentboten weiter, erfolgt sofort die Ernüchterung, denn unter dem 3. Juni 1902 meldet das Blatt:

„Die für Samstag Abend im Rathaussaale einberufene Versammlung zwecks Bildung einer Obmannschaft des „Fränk. Schweiz-Vereins“ für Ebermannstadt hatte infolge des schwachen Besuches kein definitives Ergebniß, weshalb neuerlicher Termin auf Sonntag, den 15. Juni c., nachm. 3 Uhr, anberaumt wurde. Es ergeht heute schon an alle Interessenten und Freunde unserer Gegend die Einladung zu recht zahlreichem Besuche. Soll uns ja eine Obmannschaft gewissermaßen den Lokalverschönerungsverein ersetzen, der für hier gewiß schon längst am Platze ist.“

Nur am Rande sei vermerkt, dass es einen Lokalverschönerungsverein in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts in Ebermannstadt bereits gab, der sich um 1889 aufgelöst hatte. Lokalverschönerungsvereine gab es auch an anderen Orten der Fränkischen Schweiz.

Blättert man nun in dieser Zeitung nach dem 15. Juni weiter, findet sich kein Bericht von diesem neuen Anlauf. Es ist also offensichtlich aus mangelndem Interesse wieder nichts daraus geworden.

Man muss bis ins Jahr 1904 weitersuchen, um wieder fündig zu werden. Unter dem 9. Juli ist im Wiesentboten zu lesen:

Wie wir hören, soll nunmehr auch hier für Ebermannstadt-Breitenbach und Umgegend eine Obmannschaft des „Fränkischen Schweiz-Vereins“ gegründet werden, ein Gedanke, der gewiß allseits lebhaften Anklang finden wird. Und fürwahr, Zweck und Ziel des „Fränk. Schweiz-Vereins“ sind derartig, dass der Verein Sympathie und Unterstützung in den weitesten Kreisen verdient. Denn der „Fränk. Schweiz-Verein“ bezweckt die Vereinigung aller Bestrebungen, die auf Erweckung und Pflege der Liebe zur Fränkischen Schweiz sowie auf Erleichterung und Förderung ihres Besuches gerichtet sind. Und dieses Ziel sucht der „Fränk- Schweiz-Verein“ zu erreichen durch Anlage und Verbesserung von Wegen, Anbringung von Wegweisern, Erschließen von Aussichtspunkten, Verbesserung und Unterstützung des Unterkunfts- und Verpflegungswesens, Erhaltung von geschichtlich und naturwissenschaftlich merkwürdigen Orten und Gegenständen, durch Vorträge, gesellige Zusammenkünfte, gemeinschaftliche Exkursionen u. s. w. Diese Ziele des „Fränk. Schweiz-Vereins“ verdienen gewiß allseitige Unterstützung, und jeder, der Sinn für Naturschönheit hat, jeder, der Interesse an der Hebung des Wohlstands der Fränkischen Schweiz hat, sollte auch Mitglied des „Fränk. Schweiz-Vereins“ sein. Und so wollen wir hoffen und wünschen, dass die Obmannschaft Ebermannstadt, wenn auch der Gründungszeit nach die letzte, der Mitgliederzahl nach die erste des ganzen „Fränk. Schweiz-Vereins“ werden möge!

Ein Seitenhieb, verbunden mit einem wohlgemeinten Wunsch der Redaktion. Unter dem 11. Juli ist dann eine Einladungsanzeige abgedruckt, gezeichnet dieses Mal vom königlichen Bezirksassessor K. Stützel, für eine Gründungversammlung am kommenden Mittwoch, dem 13. Juli, um 3 Uhr nachmittags wieder im Rathaussaal. Und damit dieser Appell nicht wieder verhallt, wird diese Einladung am darauffolgenden 12. Juli wiederholt. Der Versammlungsbeginn wird jedoch auf ½ 1 Uhr festgesetzt.

In der gleichen Ausgabe bringt die Redaktion einen zusätzlichen Text folgenden Inhalts:

Wir machen auch an dieser Stelle nochmals auf die zwecks Gründung einer Obmannschaft des „Fränk. Schweiz-Vereins“ mit Anschluss eines örtlichen Verschönerungsvereins auf Morgen Mittag ½ 1 Uhr in den Rathaussaal anberaumte Versammlung aufmerksam, indem wir auf die im Inseratenteile befindliche Einladung verweisen und hoffen, dass der Besuch des Gesamtpublikums ein recht zahlreicher werden möge, damit die für den hiesigen Platz so notwendige und bislang von vielen Seiten schmerzlich vermißte Organisation in die Wege geleitet werden kann.

Einen Tag später konnte die Zeitung die Vollzugsmeldung sozusagen in aller Ausführlichkeit bringen. (siehe auch Heft 1/2004, S. 1f. der FSV-Vereinszeitschrift). Die Versammlung war gut besucht und ganz besonders, was eigens vermerkt wird, aus Bürgerkreisen. Es waren also nicht nur die Honoratioren der Stadt anwesend. Aber gerade die einfacheren Leute liebäugelten nicht so sehr mit dem großen Fränk- Schweiz-Verein, sondern wollten lieber den alten auf die Stadt und Breitenbach beschränkten lokalen Verschönerungsverein wieder und lieber aufleben lassen. Neben andern Rednern konnte v. a. der Leiter des Amtsgerichts, der kgl. Oberamtsrichter Christoph Sebald jedoch die Versammlung überzeugen, dass, wenn man den Namen Verschönerungsverein schon aufnimmt, doch ein Anschluss an den Fränkische-Schweiz-Verein von Vorteil sei. Einstimmig wurde dann am 13. Juli 1904 die Gründung eines Verschönerungsvereins, der zugleich Obmannschaft des Fränkische-Schweiz-Vereins sein soll, beschlossen. Zum 1. Vorsitzenden wurde der kgl. Bezirksamtsassessor Karl Stützel gewähl. Im Stadtarchiv liegt ein Einladungsschreiben v.13. Juli zum Beitritt in den neuen Verein vor, verfasst vom neuen 1. Vorstand Stützel, mit einer Liste, in die sich 50 Personen eingetragen haben.

In die Gründungseuphorie, die der Wiesentbote wie folgt zum Ausdruck bringt:

„Auch wir wünschen dem jungen Verein, dessen Begründung wirklich von Bedürfnis war, kräftiges Wachsen, Blühen und Gedeihen. Mögen sich noch recht Viele als Mitglieder anschließen, ja möge niemand dem so nützlichen und notwendigen Verein ferne bleiben, damit derselbe seine Aufgabe zu Nutz und Frommen unserer Stadt schön erfüllen kann.“

In diese Gründungseuphorie fällt ein Jahr später ein kräftiger Wehrmutstropfen. Bei der 1. Generalversammlung am 16. April 1905, der Verein war mittlerweile auf 95 Mitglieder aus allen Schichten der Bevölkerung angewachsen, wurde der Anschluss an den Fränkische-Schweiz-Verein abgelehnt mit der Begründung auf die noch schwache Kasse und die verhältnismäßig hohen Beitragsleistungen. So waren’s halt die Ebermannstädter. Der Wiesentbote nimmt kein Blatt vor den Mund und reagiert in einem Beitrag drei Tage später am 29 April vehement auf dieses Abstimmungsverhalten:

Unsere Stadt, die doch am Eingang zur Fränkischen Schweiz gelegen und an den Bestrebungen des Fränk. Schweiz-Vereins mindestens ebenso großes Interesse wie kleinere, nicht im Herzen der Fränk. Schweiz gelegene Ortschaften hat, ist dies eine Schande.

Wann diese Schande beseitigt wurde, wissen wir leider nicht genau. Vielleicht ein Jahr später bei der 2. Generalversammlung 1906, denn 1907 ist der Verschönerungsverein wieder oder bereits wieder Mitglied im Fränkische-Schweiz-Verein. Anlässlich des Deutschen Geographentages in Nürnberg, deren Teilnehmer am Freitag, dem 24. Mai, einen Ausflug in die Fränk. Schweiz unternehmen, wird die Obmannschaft des Fränk.-Schweiz-Vereins Ebermannstadt durch den Hauptvorsitzenden, Dr. Deppisch, ausdrücklich gebeten, in der Stadt für einen festlichen Empfang Sorge zu tragen und durch reiches Beflaggen der Häuser ihr Interesse offensichtlich kund zu tun.

In den Quellen findet sich nicht immer der volle Vereinsname, also Verschönerungsverein Ebermannstadt-Breitenbach, Obmannschaft des Fränk.-Schweiz-Vereins, er ist ja auch viel zu lang und deshalb recht umständlich zu handhaben. Es ist einmal vom Verschönerungsverein, einmal von der Obmannschaft die Rede. Dadurch soll man sich nicht irritieren lassen. Auch heute gibt es ja Ortsgruppen im Fränk.-Schweiz-Verein, die unter verschiedenen Namen firmieren wie z. B. Heimat- und Verschönerungsverein Waischenfeld oder Verkehrs- und Heimatverein Gößweinstein. Nebenbei bemerkt wurde Ebermannstadt am 6. März 1924 auch ein Verkehrsverein gegründet. 1. Vorsitzender war der Apotheker Alex Schmid, der in etwa, jedoch in bescheidenem Umfang, die Aufgaben übernahm, die heute das städtische Verkehrsbüro erledigt, v. a. Zimmervermittlung für Fremde. Immerhin der heute noch allseits in der Fränkischen Schweiz bekannte Schriftsteller August Sieghardt, Schriftleiter der FSV-Zeitschrift von der 1. Nummer im Jahre 1924 bis zur Einstellung 1933, wurde 1926 sogar Ehrenmitglied dieses Vereins. Der Verkehrsverein, der 1930 59 Mitglieder zählt, ging allmählich im Fränk.-Schweiz-Verein auf, vielleicht schon 1930, wie eine Bleistiftnotiz am Rande eines Vereinsprotokolls vermerkt. Betrieben wurden die Verschmelzungen von Verkehrsvereinen und FSV-Ortsgruppen v. a. von der OG Bamberg unter Stucky. Die Gründung des Verkehrsvereins war übrigens auch eine verzögerte Reaktion auf den Weiterbau der Bahn, die von Gasseldorf aus 1922 bis Muggendorf weitergeführt wurde (Heiligenstadt wurde ja schon 1915 erreicht, ohne dass damit nennenswerte Fremdenströme dorthin gelenkt wurden.). Die „goldenen Zeiten“ waren für das Fremdenverkehrsgewerbe der Stadt, auch für den Chaisen- und Kütschlaverkehr mit der nunmehrigen Endstation Muggendorf vorbei. Vorher übernachteten die Fremden zahlreich in der Stadt und reisten dann mit Ein- oder Zweispännern weiter in die Fränkische Schweiz. Jetzt, da Muggendorf Endstation war, zogen die Gäste die bequeme Bahnfahrt der infolge der schlechten Straßenverhältnisse oft lästigen Kutschenfahrt dorthin vor, um von der neuen Endstation in das Innere der Fränkischen Schweiz (Behringersmühle, Gößweinstein, Pottenstein) zu gelangen.

1. Vorsitzender Karl Stützel konnte den Verein nur 1 Jahr leiten. Am 1. Juni 1905 wurde er nach Neustadt a. d. Weinstraße, versetzt. Damals trug der Ort den Zusatz a. d. Haardt. Das ist der Name des Berglandes westlich der oberrheinischen Tiefebene, das heute allgemein als Pfälzer Wald bezeichnet wird. Es war dies keine Strafversetzung ins Ausland. Stützel war kgl. bay. Beamter und die Pfalz gehörte ja bis 1945 – und dies schon seit 1815, manche sagen schon seit 1214 (der Wittelsbacher Otto II. wird Pfalzgraf bei Rhein) – zu Bayern. Es war für ihn eine dienstliche und auch wohnliche Verbesserung. Notgedrungen musste nun doch der Oberamtstrichter Sebald die Zügel in die Hand nehmen, nachdem er bei der Gründungsversammlung darum gebeten hatte, von der Wahl seiner Person abzusehen. Am Rande nur sei erwähnt, dass Stützel mit Ebermannstadt immer verbunden blieb. Dies beweist der Bezug des Wiesentboten auch an seinem neuen Wirkungsort und das Interesse an dem Verein, das in einem Brief an seinen Nachfolger Sebald dadurch zum Ausdruck kommt, dass er den Druck der Vereinsstatuten, der für 1905 vorgesehen war, mit 3 Mark unterstützt und natürlich weiterhin Mitglied bleibt.

Die hauptsächlichen Aufgaben, die sich der Verein in den Jahren nach seiner Gründung stellte, es gibt da mehrere Schreiben des Vorsitzenden Karl Sebald an die Stadtverwaltung, waren neben den Wegemarkierungsarbeiten u. a. das Anpflanzen von Bäumen an der sog. Kirschenallee (Pretzfelder Straße), die Schaffung einer Anlage auf der Hallerwiese vor der Griesbrücke (damit ist die heutige kleine Parkanlage an der Wiesent vor dem Rathaus gemeint), v. a. aber die Verbesserung und Vervollkommnung der Anlagen am sog. Erlach (Stadtwäldchen), die Wege dorthin in einen ordentlichen Zustand zu versetzen und dort und an anderen geeigneten Plätzen Ruhebänke aufzustellen, In einem Brief von Sebald an die Stadt aus dem Jahre 1905 heißt es:

Der Vereinsausschuss hat den Beschluss gefasst, die sumpfigen und nahezu einer unfruchtbaren Ödung gleichende Wiese beim Erlachbrunnen in eine schöne schattenspendende Anlage umzugestalten, so dass für Ebermannstadt einem dringenden Bedürfnis nach einem nahegelegenen Erholungsplatze abgeholfen werden kann.

Sebald, in seiner Freizeit Ebermannstädter Oberkegelmeister und leidenschaftlicher Jäger (in Waischenfeld) führte den Verein bis 1924. Am 8. März wurde der Bezirkskassier, heute würden wir sagen, der Leiter der Sparkasse, Hans Göller zum Nachfolger gewählt. Dessen „Amtszeit“ war nur von kurzer Dauer, denn bereits 1928 führt Wilhelm Stingel, seit 1906 Besitzer der Druckerei Richard Henkelmann, heute Waltenberger-Hofmann, bis zu seinem Erlöschen 1934 den Verein. Als sich der Hauptverein in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 3. Juni in Streitberg auf Grund des neuen Fremdenverkehrsgesetzes aufgelöst hatte, hatten auch die Obmannschaften ihre Daseinsberechtigung verloren. Leider fehlen aus dieser Endzeit für die Ortsgruppe verwertbare Unterlagen. Im Wiesentboten und auch in der Vereinszeitschrift, die es seit 1924 gibt, ist darüber speziell für den Ebermannstädter Verein nichts zu finden.

Nachdem am 5. Juli 1947 der Fränkische-Schweiz-Hauptverein wieder ins Leben gerufen wurde und sich in allen größeren Orten Ortsgruppen neu konstituierten, dauerte es in Ebermannstadt wieder etwas länger, bis es dann 1949 zur Wiedergründung kam. Der Wiesentbote, dem wir so viele wertvolle Informationen aus den Gründungsjahren verdanken, vermerkt dazu am 18. 9. 1949 in seinem einzigen und letzten Erscheinungsjahr nach dem Krieg: Wenn Ebermannstadt als die Landkreisstadt bis heute noch keinen Ortsverein besitzt, so ist das ein Nachteil.

Dieser Nachteil wurde am 20. September 1949 in der Gastwirtschaft Klötzer am Bahnhof beseitigt. Der Begriff Verschönerungsverein ist passé. Niemand nimmt ihn mehr in den Mund. Er heißt jetzt nur noch Ortsgruppe des Fränkische-Schweiz-Vereins. Es war die 13. Gründung einer Ortsgruppe in der Nachkriegszeit. Gewählt wurde zum 1. Vorsitzenden Oberlehrer Joseph Mähringer, zum 2. Regierungsinspektor Galster, Schriftführer wurde der Jurist Dr. Josef Amelounx und Kassier der Bauunternehmer Hans Blank, der diesen Posten bis 1979 versah, also 30 Jahre lang, und der einzige Einheimische für lange Zeit in der Führungsriege blieb. Josef Mähringer, gerade im Ruhestand, ein gebürtiger Wallenfelser, neben seinem Lehrerberuf Organist und Chorleiter, führte die Ortsgruppe bis 1957. Nach ihm ist eine Straße in der Stadt benannt.

Ab diesem Jahr 1957 übernahm Adolf Seyfried, im selben Jahr als Stadtamtmann in Nürnberg in Pension gegangen, bis zu seinem überraschenden Tod am 4. Juni 1964 die Leitung des Vereins. Seyfried hatte sich ganz der Fränkischen Schweiz und seinem Gebietsverein verschrieben. Er trat 1910 mit 18 Jahren, damals ein ungewöhnlich frühes Alter, in den Hauptverein ein, leitete ab 1912, also mit 20 Jahren, die ebenfalls 1904 gegründete Ortsgruppe Nürnberg, war zwischen den beiden Weltkriegen lange Zeit 2. Vorsitzender des Hauptvereins und bis 1961 ihr Hauptwanderwart Er schrieb eine Reihe von Aufsätzen in der ab 1959 wieder erscheinenden Vereinszeitschrift.

Stammlokal des Vereins war vor und nach dem Krieg das heute nicht mehr existierende Gasthaus „Zum Goldenen Engel“ am Unteren Tor mit dem schönen Biergarten und den vielleicht noch schöneren vier Töchtern. Seyfried hatte nämlich eine dieser „Weimülla“töchter (der richtig Wolfgang Müller hieß) geheiratet. Eine Tochter aus dieser Verbindung hieß Hilde und die heiratete den bekannten Burgenforscher Hellmut Kunstmann. Die Vorliebe von Kunstmann für die Fränkische Schweiz geht also auf seine Frau, aber im Besondern auf seinen Schwiegervater Seyfried, unseren späteren OG-Vorsitzenden zurück.

Seyfried hinterließ bei seinem außerordentlichen Engagement zunächst einmal ein Vakuum. Nach einer Interimszeit von zwei Jahren, in der der Verkehrsexperte und quasi Leiter des städtischen Verkehrsbüros, Hans Mayer – in Ebermannstadt besser bekannt als Buch-Mayer und als Initiator und Motor des Elferrates, als Mainzer Gewächs seit 1949 mit einer Gößweinsteinerin verheiratet, – den Verein kommissarisch führte, wurde dieser in der Generalversammlung im Frühjahr 1966 mit der Vereinsführung betraut. Er brachte viel auf den Weg, v. a. erhielt der Fremdenverkehr durch ihn kräftige Impulse. An den Namen Scharnow und die Scharnow-Reisen in die Fränkische können sich die Älteren sicher noch gut erinnern. In diesem Zusammenhang sei auch der Name Anton Girsig genannt, der als Wegewart durch Zeichnen von Wander- und Wegekarten, durch Auflistung und Beschreibung der Wanderwege und durch seine vielen heimatkundlichen Lichtbildvorträge die vielfältigen Aufgaben der Ortsgruppe maßgeblich unterstützte.

Nach 13 Jahren trat Hans Mayer 1979 zurück. Dann übernahm Waldfried Zöbelein für eine kurze Zeitspanne die Vereinsleitung, bis dann ab dem 11. Dezember 1981 Dekan i. R. Ernst Schlösser die Ortsgruppe aufblühen ließ. An den Zahlen ist dies eindrucksvoll ablesbar. Wie oben schon vermerkt, zählte die Ortsgruppe 1905 95 Mitglieder, 1981 sogar etwas weniger, nämlich nur 91, 1998, als Schlösser nach 17 Jahren den Vorsitz 85-jährig niederlegte 625; im Jubiläumsjahr 2004 belief sich die Zahl auf 750. Seit 1998 steht Dr. Hans Weisel dem Verein vor.

Dr. Hans Weisel

Der Wandertipp

Wie wäre es mit einer Rundwanderung auf dem Marienweg, 19 km

Von Ebermannstadt aus geht es Richtung Rüssenbach, dann den Berg hoch zum Feuererstein. Von dort läuft man erst Richtung Eschlipp aber biegt dann nach links zur Sternwarte Feuerstein ab. An der Sternwarte vorbei geht's links Richtung Vexierkapelle Reifenberg. Von dort aus geht es nur noch abwärts nach Rüssenbach und dann zurück nach Ebermannstadt.

Detailliertere Infos finden Sie hier >>.

 

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